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aufbruch
Franz Schubert (1797-1828)
Klaviertrio Nr. 1 B-Dur
D. 898
Claude Debussy (1862-1918)
Klaviertrio G-Dur
L. 5
Der Dichter, Musiker und Journalist Christian Friedrich Daniel Schubart charakterisiert in seiner „Ästhetik der Tonkunst“ die Tonart B-Dur wie folgt: „heitere Liebe, gutes Gewissen, Hoffnung, Hinsehnen nach einer besseren Welt“. Wenige Jahrzehnte später verfasst sein ihm vom Nachnamen phonetisch verwandter Komponistenkollege Franz Schubert sein Klaviertrio in B-Dur. Wir wissen nicht sicher, ob ihm Schubarts Schriften geläufig waren - auszuschließen ist es jedoch nicht. Das große B-Dur Trio entstand ein Jahr vor dem Tode Schuberts, eine Zeit, welche bereits stark von Krankheit und möglicher Todesahnung des Komponisten geprägt war. Versteht man das Werk als eine Art Schwanengesang, so vermittelt es in seiner immer wieder auch aufblitzenden Dramatik und Emotionalität jedoch vor allem eins: die Hoffnung, durch den Aufbruch in eine andere, bessere Welt seinen Frieden finden zu können.
Aus ganz persönlichen Gründen verknüpfen wir als Ensemble Schuberts Trio programmatisch mit einem nur auf den ersten Blick gegensätzlichen Werk: Claude Debussy verfasste seine einzige Komposition für diese Besetzung im Jahre 1880 im Alter von 18 Jahren. Anlass zur Arbeit an einem Klaviertrio gab seine damalige Gönnerin, Frau Nadeshda von Meck: sie protégierte bereits Tschaikowsky. Unter dem Eindruck seiner beginnenden Studien in der Metropole Paris einerseits und sein plötzlich mondäner Lebensstil auf den Reisen, bei denen er von seiner Mäzenin durch ganz Europa begleiten durfte, entstand in Italien ein Frühwerk voll von Energie, Aufbruchsstimmung und froher Erwartung - ähnlich wie bei Schubert, nur mit einem deutlich lebensbejahendem Ausdruck. Diese beiden Werke bei einem uns durch die großzügige Förderung von Eckard Sachse ermöglichten Studienaufenthalt ebenfalls in Italien zu erarbeiten, stellte für uns eine große Inspirationsquelle dar. Nicht zuletzt in Zeiten einer Jahre andauernden Pandemie rufen beide Werke dazu auf, den eigenen Horizont nie vor dem vor uns Liegenden zu verschließen.